Pornotoxikomanie II

Wir haben uns zusammengesetzt, nachdem der Shock erst einmal abgeebbt ist. Ich für meinen Teil habe festgestellt, dass die ganze Aktion nichts mit Gefühlen zu tun hatte, sondern nur reine Geilheit.

Ich wusste, dass ich ein Problem mit dem Umgang von Pornografie hatte, ich immer eine Steigerung brauchte und es dadurch zu dem Treffen kam. Das habe ich auch so meiner Freundin vermittelt. Ich musste ihr auch klar machen, dass ich nicht Schwul bin aber gewisse Bi Neigungen besitze. 

Ich wollte meine eigene „Wichsvorlage“ sein, die das an Klamotten trägt, die mich an andere Personen sehr erregen, meinem Fetisch-Ideal gleichen.

Wir mussten auch feststellen, dass irgendwas gefehlt hatte zwischen uns. Sie ist, so gut es ging, meinen Wünschen nachgegangen, doch hat mir immer noch etwas gefehlt. Ich habe immer sehr egoistisch gehandelt, weil ich das auch irgendwie aus der Beziehung mit meiner ersten großen Liebe nicht anders kannte. Martha hat mir all meine Outfit Wünsche von der Lippe gelesen und hat die Sachen auch immer und gerne angezogen, egal was es war und das ist jetzt in meiner Beziehung zu Ines natürlich anders. Sie hat ihren eigenen Kopf und ist in dem Sinne nicht so unterwürfig, wie Martha es war. Damit konnte ich irgendwie nicht umgehen, weil ich so verwöhnt wurde. Sobald sie Kleidungsstücke anziehen sollte, die ihr nicht so gefielen, hat sie das geäußert und ich war dann im Endeffekt sehr frustriert. Das ist alles in Wut umgeschlagen und es kam dann gar nicht mehr zum sexuellen Akt. Quasi einen Loose/Loose Situation. 

Aber anscheinend hat Ines auch gefallen daran gefunden, dass ich kein Homophon bin, ich wirke auf andere Menschen immer sehr Maskulin, liegt an meinem Auftreten und Verhalten anderen gegenüber. Dass ich aber auch eine Weibliche Seite an mir habe, hat mich viel interessanter für sie gemacht. Es hat eine Weile gebraucht, damit dieser Zwischenfall verarbeitet wurde aber ist ja alles mehr als verständlich. 

Es wurde immer besser, zwar sehne ich mich immer noch nach gewissen Sachen, die ich mit Martha erlebt habe, aber wir sind dem schon sehr Nahe gekommen. Wir haben das Crossdressen mit in unser Sexual Leben aufgenommen. Sie hat mich teilweise auch fertig gemacht, geschminkt angezogen und Tipps gegeben, wie man auf Fotos noch weiblicher wirken kann. Das war eine sehr aufregende Zeit, sie hat das ganze akzeptiert und toleriert, unter der Bedingung, dass keine Treffen mit Fremden stattfinden. Damit konnte ich zu dem Zeitpunkt gut leben. Ich habe mich als Frau fertig gemacht und sie ging zur Arbeit, ich hatte meine „Frauen Zeit“, in der ich mich mit mir selber beschäftigen konnte und das tat mir alles sehr gut. Mir hat es auch an nichts gefehlt zu dem Zeitpunkt und alle waren Happy.

Mit der Arbeit lief auch alles hervorragend. Im ersten Jahr habe ich in der Firma als Leiharbeiter angefangen und mich innerhalb eines Jahres hochgearbeitet. Das war natürlich sehr gut für mein Selbstwertgefühl, nur leider habe ich die Lüge immer noch im Hinterkopf (abgebrochenes Studium), die ich erfolgreich durch Hilfe von Drogen ausblenden konnte. Mein Alkoholkonsum hat sich immer nur auf das Wochenende beschränkt, das Kiffen blieb aber in meinem Alltag fest verankert. Auf Dauer kein guter Umgang, grade für die Psychische Beschaffenheit. Ich habe weiterhin gelogen und meiner Freundin und Freunden irgendwann vorgegaukelt, dass ich meinen Bachelor geschrieben habe und somit mit mein Studium erfolgreich absolviert habe. Die haben es sogar alle gefressen. Kaum zu glauben! 

Durch das Hocharbeiten in der Firma, habe ich auch überdurchschnittlich viel Geld verdient und dadurch, dass ich einen festen Arbeitsvertrag vorzuweisen hatte, haben meine Lügen nicht an Glaubwürdigkeit verloren. Ich bin aus der einen Lüge raus in die nächste große Lüge. Waren die nervigen Nachfragen nach dem Studium und wann ich damit fertig wäre, endlich vorüber. 

In der Zeit gab es was unser Sexualleben anging, kaum Veränderung. Ich habe auch das Crossdressen an den Nagel gehängt. Ich hatte in der Zeit genug an Erfahrungen gesammelt und der Kick hat nachgelassen, ich wurde wieder etwas „normaler“. Habe meine ganzen weiblichen Klamotten, die ich zur Lustgewinnung sonst getragen habe, wieder verkauft. Ines ist die Veränderung auch zum positiven aufgefallen, sie war angenehm überrascht und das  hat ihr etwas mehr Sicherheit gegeben. Die Situation zwischen uns war entspannt wie noch nie. 

Ich habe wieder aktiv angefangen in Musikgruppen zu spielen und aufzutreten. Habe zwischendurch in meiner Musikerkarriere eine Pause eingelegt, die über 4 Jahre ging, in der Zeit habe ich Ines kennengelernt und bin aus einer etwas erfolgreicheren Band ausgestiegen. Wollte nach dem Ausstieg auch erstmal nichts mehr mit Musik zu tun haben. Mein Comeback hat mein Ego wieder nach vorne getrieben, weil ich gemerkt habe, dass ich es noch konnte. Es war eine tolle Zeit. 

Eine Band zu haben ist nichts anderes wie einer Familie anzugehören, die man sich selber aussucht. Wir haben das ganze Wochenende im Proberaum Zeit verbracht und musiziert, einfach toll!

Neben dem musizieren haben wir aber auch viel Alkohol konsumiert, neben dem Alkohol hab ich noch weitere Substanzen für mich entdeckt; Speed, Kokain und MDMA. Alles super Substanzen um sein Ego hoch zu pushen und sein Bewusstsein zu erweitern und vor allem; seinen Alltag auszublenden. Es hat Anfangs sehr viel Spass gemacht, anders kann ich das leider nicht sagen. Zwischen Missbrauch und Gebrauch von Substanzen liegen Welten, bis zum damaligen Zeitpunkt kann ich aber noch ausdrücklich von einem Gebrauch der Drogen reden. Aber auch das sollte sich mit der Zeit ändern.

Jedes Wochenende bin ich dem Wahnsinn von der Arbeit entflohen und die meiste Zeit habe ich im Proberaum verbracht. Wie kann man den am besten Zeit vertreiben und gleichzeitig noch Produktiv sein unter Leuten, die man mag, als im Proberaum?! Die Drogen wurden immer regelmäßiger konsumiert und gehörten irgendwann zur Probe dazu, was meine physische und psychische Situation nicht unbedingt verbessert hat. Zu Hause kam es immer wieder zu Streitigkeiten, weil ich durch den vermehrten Konsum mich nicht immer an Absprachen gehalten hab, die wir am Vorabend verabredet haben. Ich war dann in meinem Tunnel und habe nur an mich und meinen Spass gedacht, sehr zu leiden von Ines. 

Auf der Arbeit wurde es immer stressiger, mehr Aufgaben fielen in meinen Aufgaben Bereich, die ich in immer kürzerer Zeit leisten sollten. Ich war zu dem Zeitpunkt auch schon kurz vor dem Burnout. kein wunder bei allem was ich mit mir so rumschleppe. Die Lügen, die Drogensucht und immer noch der Gedanke an Martha und unserem Sex. Sie fehlt mir irgendwo aber auch nicht unbedingt als Person sondern eher als Sexobjekt, an der ich mich so gerne ausgetobt habe. 

Ich wurde immer unzufriedener. Ich habe wieder Tagelang vor dem Bildschirm nach Anregung und Erregung gesucht, ich brauchte wieder mal eine Steigerung. 

Es war soweit, dass ich in Erwägung gezogen hab zu einer Prostituierten zu gehen. Habe an freien Tagen, wenn meine Freundin nicht da war, in der Rotlicht Meile meiner Stadt rumgelungert mit einer Tasche voller Klamotten, die ich denen Anziehen wollte. Irgendwann habe ich diejenige gefunden, die mich in der Klamotte vor der Kamera Oral befriedigen würde. Zu der bin ich im Laufe der Zeit ungefähr zehn mal gewesen und hab das alles auf Film festgehalten. Es hat schon kranke Ausmaße angenommen und wie ich das alles mit meinem Gewissen vereinbaren konnte, begreife ich heute immer noch nicht.

Es wurde mit der Arbeit nicht besser, ich bin zwar nicht mehr zu Prostituierten gegangen aber der Konsum stieg. Ich habe mich, was meine Geilheit anging mit Webcam Chats über Wasser gehalten, ich fühlte mich danach nicht so schlimm, wie nach einem Besuch bei einer Professionellen aber immer noch dreckig. 

 Ich bin öfter nicht zur Arbeit gegangen und hab meine Freundin belogen, dass ich arbeiten bin und doch den Tag zu Hause verbracht habe auf der Suche nach Webcam Girls, die Lederjacken besitzen. Ich hab innerhalb eines Jahres mehrere Tausend Euros verprasst, entweder mit Webcam Girls oder Drogen, irgendwann ging beides einher. Ich habe mich um meine Lust zu steigern und um länger durchzuhalten Kokain mit in mein Ritual aufgenommen.

Ich habe irgendwann angefangen schon morgens Kokain zu konsumieren und zu masturbieren. Das über Stunden. Ich glaube mein Rekord lag bei 18 Stunden Konsum von beidem. Meine Freundin hat es mir nicht angemerkt, wenn ich einen ganzen Tag durchgezecht habe. Und anschließend habe ich mich mit Marihuana wieder runter geraucht.

Ich habe für mich gemerkt, dass ich nicht erfüllt bin. Meine Beziehung gibt mir nicht das, wonach ich mich sehne. Wir haben einen Umzug Anfang diesen Jahres geplant und das wuchs mir alles über Kopf. 

Ich bin in den Proberaum geflüchtet, hab mich da bis zur Besinnungslosigkeit betrunken und mit Drogen vollgepumpt, wenn ich dann Nachts irgendwann nach Hause kam und Ines schlief, hab ich mich an den Rechner gesetzt und wieder etliche Euro in Webcam Chats verprasst. 

Ines fiel es auch langsam auf, dass mit mir irgendwas nicht stimmte, ich wollte aber auch nicht mit der Sprache rausrücken. Die Kritik ihrerseits mir gegenüber wurde immer lauter. Ich hab immer weniger auf die Kette bekommen. Irgendwann hab ich mir bei einer anderen Frau Trost gesucht, keine Sexuelle aber Emotionale . Diese emotionale Affäre zog sich über ein halbes Jahr, das einzige was sich daraus ergeben hat, waren eine gemeinsame Nacht, ohne Sex, einfach nur Kuscheln und Zuneigung, etwas was ich mir zu dem Zeitpunkt mit Ines nicht vorstellen konnte. Es war auch eine einfache Art und Weise von seinen Problemen weg zu rennen, dennoch wusste ich im innersten, dass es nicht richtig ist. Zu diesem Zeitpunkt war meine Affäre auch in einer Beziehung, die ich mit leeren Versprechen ihr gegenüber auch zerstört habe.

Ich habe bei ihr ein ziemliches Chaos hinterlassen und wie sollte es auch anders kommen, es kam alles mit der Zeit raus. Meine Freundin wurde eines Abends von der besten Freundin meiner Affäre benachrichtigt. Sie hat Ines Screenshots von unseren Gesprächsverläufen gesendet. Unsere gemeinsame Welt ist zusammen gebrochen. Gerade mal ein paar Monate in der neuen Wohnung.

Im Juni 2018 habe ich mich von der Arbeit krank gemeldet, wegen Depressionen und Polytoxikomanie. Am 04.10.2018 bin ich meinen Entzug in der geschlossenen Psychiatrie angetreten, seit dem 25.10. bin ich in einer Langzeitrehabilitation für Drogenabhängige, die 19 Wochen mit Option auf Verlängerung gehen soll.

Wir schreiben jetzt den 02.01.2019 und jetzt setzte ich mich nicht nur mit meiner Drogensucht auseinander, sondern auch mit einer meiner schlimmsten Süchte: die Pornosucht!

Ich und Ines sind immer noch zusammen!

Es hat sich viele zum Besseren gewendet, es liegt aber noch eine Menge Arbeit vor uns.

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